Obsession by Simon Beckett

Obsession by Simon Beckett

Autor:Simon Beckett [Beckett, Simon]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: digitalbuch
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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|217| Kapitel 13

Mit jedem Besuch begann er nach und nach die Muster zu erkennen, nach denen die Coles lebten, den Rhythmus und die Routinen, die sie bestimmten. Seine Sichtweise war buchstäblich einseitig, da er nur sah, was hinter dem Haus vor sich ging, aber von diesen Beobachtungen konnte er Rückschlüsse auf den Rest ihres Lebens ziehen. Er sammelte seine Erkenntnisse und unternahm die anderthalbstündige Fahrt in den Wald, wann immer er Zeit von seiner Arbeit abzweigen konnte, bis er dazu in der Lage war, die Bruchstücke ihres Lebens zusammenzufügen, wie Jacob es mit einem Puzzle tat. Langsam begann sich so aus den einzelnen Teilen ein komplettes Bild zu formen.

Unter der Woche waren Cole und Jacob bereits weg, wenn er ankam. Er vermutete, dass Jacob mit einem Minibus der Gemeinde zur Schule gebracht wurde, während sein Vater zur Arbeit ging. Aber das gehörte zum Lebensbereich vor dem Haus, den Ben nie sehen konnte. Er registrierte lediglich ihre Abwesenheit. Und die Zeit, die sie im Garten verbrachten.

Soweit er es beurteilen konnte, hatte Cole Jacob nicht wieder in Gefahr gebracht. Der Metallklotz, den er über seinen Sohn gestemmt hatte, blieb dort liegen, wo er beim ersten Mal gelandet war, und Ben begann zu glauben, dass es ein einmaliger |218| Vorfall gewesen war. Coles sonstige Aktivitäten folgten jedoch einer strengen Ordnung. Während Jacob in seine Spiele vertieft war, machte er Krafttraining und beschäftigte sich mit seinem Schrott. Er räumte einzelne Teile umher und arrangierte sie mit einer solchen Präzision, dass sich Ben schon fragte, ob ihm etwas Wichtiges entging. Vielleicht lag es an seinem Blickwinkel. Vielleicht würde er verstehen, was der Sinn und Zweck des Ganzen war, wenn er es mit Coles Augen betrachten könnte. Er erwog sogar die Möglichkeit, dass der gesamte Schrotthaufen eine Art moderne Skulptur war, und stellte sich Cole als ehrgeizigen Künstler vor. Doch sosehr er auch versuchte, dieses Tun rational zu erklären, er kam immer wieder auf seine anfängliche Theorie zurück.

Der Mann war ein durchgeknallter Irrer.

Coles Trainingseinheiten endeten jedes Mal damit, dass er in dem Schuppen verschwand. Selbst an Sonntagen, wenn er den ganzen Tag zu Hause war, betrat er ihn nie morgens oder nachmittags, sondern immer nur im Dämmerlicht des Abends. Ben fragte sich, welcher Teil des Bildes, das er zusammensetzte, hinter den dünnen Holzwänden verborgen war. Er spielte mit der Idee, hinunterzuschleichen und hineinzuschauen, wenn die Coles bei der Arbeit waren, schreckte aber davor zurück, vor den Augen der Nachbarn über den hohen Zaun zu klettern.

Häufig, wenn Cole schweißgebadet und mit roten Striemen überzogen, als wäre er ausgepeitscht worden, aus dem Schuppen kam, legte er ein Schrottteil wie eine Gabe vor Jacob auf den Boden. Dann setzte er sich zu dem Jungen und begann mit ihm zu reden, sodass Ben wünschte, er könnte sie nicht nur sehen sondern auch hören. Wenn Cole fertig war, schaute er seinen Sohn erwartungsvoll an, als würde er auf eine Antwort warten. Da er nie eine erhielt, ging er jedes |219| Mal ruhig davon und betrachtete den Schrottberg, der ihn umgab, wie sein kleines rostiges Königreich.



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